Plinio Corrêa de Oliveira
Schon oft wurde ich
beauftragt, den klassischen Silvesterartikel für eine Zeitung zu schreiben, in
dem der Leser einen geordneten Rückblick auf die Eindrücke des vergangenen
Jahres und einige Vorhersagen für das neue Jahr erwartet. Ich gestehe, dass mir
diese Aufgabe nie schwergefallen ist. Mit etwas Erinnerungsvermögen, soliden
Prinzipien und logischem Denken ist es in der Regel nicht schwer, Fakten zu
analysieren und zu systematisieren. Diese erscheinen auf den ersten Blick fast
immer verwirrender, als sie tatsächlich sind. Es genügt, den richtigen
Blickwinkel zu finden – in diesem Fall die katholische Lehre –, um sie sofort
zu verstehen. Und so kann der katholische Journalist ohne große Mühe die
berechtigten Erwartungen seiner Leser zu Beginn eines jeden Jahres erfüllen.
Diesmal jedoch gestehe
ich, dass ich fürchte, die Schwierigkeit dieser Aufgabe nicht bewältigen zu
können. Es gibt viel zu sagen. Und gleichzeitig fast nichts. Denn das
Gesamtbild des Jahres 1951 ist wahrlich verwirrend. Ich betone diesen Punkt
besonders. Es gibt interessante Verwirrungen: es sind oberflächliche Verwirrungen, die in ihrer Tiefe eine
tiefere Bedeutung offenbaren, die es zu
ergründen gilt. Doch es gibt auch fade Verwirrungen, da sie keine Tiefe
besitzen, keine tiefere Logik im Kern der Fakten verbergen und sich durch keine
Interpretation in Ordnung und Klarheit bringen lassen. Was das Jahr 1951
betrifft, befinden wir uns in der letzteren Kategorie. Die Verwirrung an sich
ist brutal und unauflöslich. Man kann sie nur so akzeptieren, wie sie ist, und
darüber nachdenken. Gibt es etwas, das weniger Diskussionsstoff bietet als
Verwirrung? Und gibt es etwas, das zu mehr Weitschweifigkeit zwingt als
Verwirrung, wenn man unbedingt darüber sprechen muss? Wie Sie sehen, ist die
Aufgabe schwierig. Gehen wir sie jedoch an, ohne einen vorgefassten Plan zu
haben, denn selbst dies lässt die Verwirrung nicht
zu.
* * *
Richten wir unseren Blick
auf die ideologische Landkarte der Welt, denn es sind die Ideen, die uns am
meisten interessieren. Was brachte uns das Jahr 1951 im Kontext des größten
Kulturkonflikts unserer Zeit? Verwirrung.
Auf der einen Seite setzte
sich im Westen der massive Angriff moderner religiöser Strömungen auf die
Kirche fort. Der Katholik, der Protestantismus oder Spiritismus noch immer als
Hauptgegner des Glaubens in den großen Kulturzentren betrachtet, ist so rückständig
wie jemand, der die unförmigen und klobigen Automobile des Jahres 1900 für die
effizientesten und ästhetisch ansprechendsten Transportmittel hält. Der wahre
Gegner liegt im Pantheismus in seinen vielfältigen Ausprägungen. Kratzt man an irgendeinem
philosophischen System, das sich als neuartig ausgibt, an jeder mehr oder
weniger aktuellen Form des „Spiritualismus“, so findet man direkt unter der
Oberfläche den Pantheismus. Das Universum ist göttlich, und die Menschheit, ein
integraler Bestandteil des Universums, ist ebenfalls göttlich. Das Glück des
Menschen besteht darin, sich seines göttlichen Wesens bewusst zu werden und in
sich die gelebte Empfindung seiner eigenen Göttlichkeit zu erwecken. Dies
gelingt ihm durch eine Reihe mentaler Übungen oder mehr oder weniger magischer
liturgischer Formeln, deren Modalitäten je nach System variieren und – wie es
in der Magie üblich ist – im Allgemeinen nur wenigen Eingeweihten bekannt sind.
Diese Manifestation göttlicher Energien in den Tiefen unseres Seins bietet uns
nicht nur allerlei nützliche und beglückende innere psychische Dienste, sondern
ist auch für den Kosmos selbst von großem Nutzen. Denn je mehr wir göttliche
Energien in uns erwecken, desto mehr werden sie in anderen Wesen aktiviert. Und
während sie in anderen Wesen aktiviert werden, schreitet das gesamte Universum
voran, dessen Entwicklung im Wesentlichen in der Entfaltung der göttlichen
Energien besteht, die in ihnen vorhanden sind, vergleichbar mit dem Wind im
Raum.
Dieses System führt
offenkundig zum Tod der Intelligenz. Wenn der Mensch Gott erkennen und mit ihm
kommunizieren will, darf er weder studieren noch denken. Es genügt, wenn er die
Methoden kennt, die in ihm die sinnliche Erfahrung der Gegenwart und Wirkung
universeller und göttlicher Energien in sich erwecken können.
Selbst der Wille verliert
in diesem System seine Daseinsberech- tigung. Eine wirkliche Vereinigung mit dem
Göttlichen findet nicht durch Willensanstrengungen statt, die auf das Tun des
Guten und das Meiden des Bösen gerichtet sind. Es genügt, wenn der Mensch durch
geeignete Methoden in sich die Erfahrung erwecken kann, dass sein Wesen von
Natur aus von göttlichen Kräften durchdrungen ist; was zudem nicht so schwierig
ist, da jeder Eingeweihte diese Methoden kennt und anwenden kann.
* * *
Es ist klar, dass all dies
ohne den Schleier des Geheimnisvollen weder verführerisch noch charmant wirken
könnte. So erfand die wiederauflebende Magie des 20. Jahrhunderts nicht nur
Wörter, sondern ganze Vokabulare – neu und kompliziert –, ein ganzes literarisches
System voller vager und prunkvoller Bilder, in dem diese fundamentalen
Aussagen, deren Details von Schule zu Schule schier unendlich variieren, für
die arme, verweichlichte, betäubte und abgestumpfte Christenheit des 20.
Jahrhunderts in Umlauf gebracht wurden.
Daher herrscht offenkundig
eine immense Verwirrung an Begriffen, Systemen und Strömungen. Im Laufe des
Jahres 1951 hielt diese Verwirrung an und nahm sogar noch zu.
So herrscht außerhalb der
Grenzen der Kirche eine Religiosität vor, die letztlich zutiefst gottlos ist.
Und in katholischen Kreisen? Während wir diese Frage stellen, beschleicht uns
ein Gefühl der Traurigkeit. Die Wahrheit gebietet uns, zu sagen, dass auch dort
Verwirrung herrscht.
Mit der Wachsamkeit eines
Hirten, der Weisheit eines Meisters und der Sanftmut eines Vaters hat der
Heilige Vater Pius XII. seit etwa zehn Jahren in wiederholten Schreiben auf die
Existenz von Lehren hingewiesen, „die sich unter die Gläubigen
einschleichen“, wie es im ältesten dieser Schreiben, „Mystici Corporis“,
heißt. Diese Lehren versuchen, unter dem Deckmantel der Frömmigkeit und
Orthodoxie die Gläubigen zu schwerwiegenden Irrtümern in Glaubens- und
Sittenfragen zu verleiten, darunter auch zum Pantheismus selbst. Nach „Mystici
Corporis“ folgten „Mediator Dei“, „Bis Saeculari“, „Humani Generis“,
die jüngste päpstliche Ansprache an die Mitglieder des Weltkongresses des
Laienapostolats und nun die Ansprache an die Familienväter, die wir heute
veröffentlichen und die Warnungen von beinahe tragischer Schwere enthält. In
all diesen Dokumenten, teils explizit, teils implizit, spricht der Heilige
Vater Pius XII. die Irrtümer an, die heimlich unter den Gläubigen kursieren und
bei denen, die das ganze Ausmaß der Tatsachen erkennen, Überraschung und
Verzweiflung auslösen. 1951 setzte sich dieser schleichende Angriff fort und
wurde immer mehr verbreitet und aktiver. Doch… hier liegt der Gipfel der
Verwirrung: Nur wenige, die sich von der erhabenen Sphäre der päpstlichen Lehre
zum Alltag bewegen, sind in der Lage, den allumfassenden und stetigen
Fortschritt neuer Strömungen zu erkennen. Daher verschränken viele, selbst in
guter Absicht, die Arme und tadeln sogar diejenigen, die sich über das Übel
Sorgen machen. Damit spielen sie, obwohl sie es nicht wollen, denjenigen in die
Hände, die Verwirrung stiften.
* * *
Dieses Spiel der
Verwirrung erkennen alle Kräfte der Gottlosigkeit, genau wissend, wie vorteilhaft
es ihnen ist. Zum Beispiel Russland. Im Laufe des Jahres 1951 bemühten sie sich
in Ungarn, Polen, Rumänien und China eifrig, nicht etwa Kirchen zu schließen
und jeglichen Gottesdienst auszurotten – was eine verabscheuungswürdige, aber
klare und nachvollziehbare Haltung gewesen wäre –, sondern vielmehr, mithilfe
verkommener abtrünniger Priester überall „Nationalkirchen“ in den Diensten der
Sowjets zu errichten. Was erwarteten die Sowjets von solchen „Kirchen“?
Offenbar Verwirrung. Die Riten blieben intakt, die Sakramente dieselben,
zumindest dem Anschein nach, die Lehre vielleicht in ihren Grundzügen. Es wurde
die Illusion erzeugt, es gäbe keinen Konflikt zwischen Kommunismus und
Katholizismus, sondern nur zwischen einigen hohen Prälaten, die „an die
Kapitalisten verkauft“ worden seien, und den russischen Machthabern. Und diese
Lüge wurde mit der „konkreten Tatsache“ der Unterstützung gerechtfertigt, die
die kommunistischen Machthaber den „Nationalkirchen“ gewährten, die in all
ihren äußeren Formen dem Katholizismus selbst glichen.
POLITISCHE VERWIRRUNG:
TITO, DER ANTISOWJETISCHE KOMMUNIST
Vom Religiösen zum
Politischen Parkett zu wechseln, betrachten wir ein Thema, das beides zugleich
ist: Marschall Tito.
Vor wenigen Tagen wurde
die relative Freilassung von Monsignore Stepinack bekannt. Daraufhin
spekulierten mehrere Zeitungen über eine mögliche vollständige Normalisierung
der Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Jugoslawien, insbesondere
zwischen diesem Land und den lokalen kirchlichen Autoritäten. Letztlich wird im
Verborgenen der Boden bereitet, damit die katholische Öffentlichkeit das
kommunistische Regime in seiner „titoistischen“ Form akzeptiert, obwohl sie es
in seiner „stalinistischen“ Form weiterhin ablehnt.
Was steckt in all dem
anderes als Verwirrung? Wenn wir unter Kommunismus die Lehre von Marx
verstehen, was genau ist dann der stalinistische Unterton des Marxismus?
Offenbar die konkrete Anwendung, die Stalin den Prinzipien von Marx geben will
oder gegeben hat. Doch abgesehen von ein, zwei allgemeinen Punkten, was wissen
wir darüber? Nichts, eben weil niemand genau weiß, was in Russland vor sich
geht. Andererseits ist es lächerlich, von einer Tito-Interpretation der
marxistischen Lehre in Jugoslawien zu sprechen. Marschall Tito, der von
vornherein ein Schein- und Verwirrungsmarschall ist, da er nie eine reguläre
Ausbildung für einen so hohen Rang absolviert hat und auch nicht von einer
rechtmäßigen Regierung zum Marschall befördert wurde, ist kein Denker, sondern
allem Anschein nach ein ehrgeiziger und hemmungsloser Politiker, wie so viele
heute. Er spielt ein doppeltes Spiel zwischen den Amerikanern und den Sowjets,
worauf wir später noch eingehen werden. Letztendlich: Was sind seine Lehren?
Wahrscheinlich hat er gar keine. Falls er sie hat, wann hat er sie geäußert, wo
sind sie zu finden und wie setzt er sie in die Praxis um? Niemand weiß es, da
Nachrichten über Jugoslawien praktisch genauso spärlich sind wie jene über
Russland.
Trotzdem herrscht heute so
viel Oberflächlichkeit, dass es in Clubs, Cafés und Buchhandlungseingängen
nicht an Kommentatoren mangelt, die ihre Einschätzungen und politischen
Kalkulationen auf klugen Unterscheidungen zwischen Tito-Kommunismus und
Stalin-Kommunismus gründen. Verwirrung …
Mit dieser Verwirrung
verbunden, ja, wie aus ihr geboren, gibt es eine weitere, nicht minder
schwerwiegende.
Während des gesamten
Krieges vermittelten die Reden der alliierten Führer die Vorstellung, ihre
jeweiligen Nationen kämpften gegen den Nationalsozialismus, in einer Art
universellem Kreuzzug für die christliche Zivilisation. Ich war während dieser
Zeit aktiv in der Presse tätig und habe mir, noch bevor Brasilien in den
Weltkrieg eintrat, stets leidenschaftlich die Zerschlagung des
Nationalsozialismus gewünscht. Dieser Umstand gibt mir genügend Berechtigung,
jetzt eine Frage zu stellen. Ist es nur gegenüber dem Nationalsozialismus, dass
die USA und Großbritannien ihre christliche Spiritualität so stark empfinden,
oder auch gegenüber dem Kommunismus? Im ersten Fall: Welchen Sinn hat ihr Kampf
gegen die UdSSR? Im zweiten Fall: Warum akzeptieren sie Marschall Tito als
Verbündeten? In der Hoffnung, ihn zu täuschen, ihn im Moment auszunutzen und
den sogenannten „Titoistischen Kommunismus“ nach dem Sieg zu vernichten? Wenn
die USA und Großbritannien in diesem Bündnis gegen den „Titoismus“
Hintergedanken haben, ist es berechtigt zu fragen, ob Marschall Tito diese auch
hegt. Wäre es dann nicht ratsam, die Hypothese eines Jugoslawiens in Betracht
zu ziehen, dass dank amerikanischer Hilfe über immensen materiellen Wohlstand
und militärische Stärke verfügt und sich auf dem Höhepunkt des Kampfes
unerwartet den Moskauer Kommunisten anschließt? Warum setzen die Staatsmänner
Washingtons so großes Vertrauen in Tito? Verwirrung pur… Und als ob das nicht
schon genug wäre, lässt sich in diesem Bereich noch eine weitere Verwirrung
feststellen. Weltweit sind kommunistische Kreise gespalten. Auf der einen Seite
stehen die Stalinisten, auf der anderen die Antistalinisten, mehr oder weniger
Trotzkisten, mehr oder weniger Titoisten. Erstere bereiten sich darauf vor, die
Russen im Kriegsfall überall zu unterstützen. Letztere, gegen sie zu kämpfen.
Offensichtlich nehmen viele antikommunistische Elemente diese Spaltung ernst
und begrüßen bereitwillig die Zusammenarbeit der kommunistischen Führer, die
einen Bruch mit Moskau herbeigeführt haben. Wie viel ist die Aufrichtigkeit
dieses Schismas wert? Wie viel ist die Aufrichtigkeit dieser neuen
Zusammenarbeit wert? Bedeutet die Aufnahme dieser neuen Verbündeten im Herzen
des antikommunistischen Widerstands nichts anderes, als die Mauern für etwas
Ähnliches wie ein trojanisches Pferd zu öffnen und die Verwirrung nur noch zu
vergrößern?
Wir wollen nicht voreilig
Schlüsse ziehen. Es erscheint jedoch angebracht, an die Strategie zu erinnern,
die in bestimmten Regionen des Landes von einigen Familien angewendet wurde, um
sich stets die Gunst der Regierung zu sichern. Die Familie spaltet sich. Ein
Teil bleibt in der Regierung, der andere in der Opposition. Und so steht,
ungeachtet des Wahlausgangs, der einheimische Clan stets an der Spitze. Hätte
Stalin das Überleben einer starken und angesehenen internationalen
Kommunistischen Partei, selbst im Falle einer Niederlage der UdSSR, sichern
wollen, hätte er nicht anders gehandelt. Sollte der Kampf zu seinen Gunsten
verlaufen, wird Marschall Tito die Angloamerikaner im richtigen Moment verraten
und den Sieg beschleunigen. Sollte er jedoch scheitern, stünde Tito vor der
Aufgabe, den internationalen Kommunismus zu retten, ihm einen Platz im
öffentlichen Bewusstsein zu sichern und neue Möglichkeiten für Kampf und Sieg
in der Nachkriegswelt zu eröffnen. Mit dieser Annahme, so meinen wir, lüftet
sich der Schleier der Verwirrung ein wenig.
SOZIALE VERWIRRUNG:
ANTI-SOZIALISTISCHE KOMMUNISTEN
Nie wurde so viel gegen
den Kommunismus geredet, nie wurde der Sozialismus so gepriesen und so weit
vorangetrieben wie 1951. Und das ist dem Handeln der meisten Verfechter des
Antikommunismus zu verdanken. Was ist Sozialismus? Ein langsamer und schrittweiser
Prozess hin zum Kommunismus. Sozialisten und Kommunisten unterscheiden sich
daher nicht im Endziel ihres politischen Handelns, sondern nur in ihren
jeweiligen Methoden. Kommunisten sind bekanntlich Verfechter gewaltsamer und
unmittelbarer Aktionen.
Wie lässt sich erklären,
dass sich eine Welt, die sich bis an die Zähne gegen den Kommunismus bewaffnet,
unmerklich auf ihn zubewegt und zunehmend sozialisiert wird? Wieder einmal
müssen wir uns eingestehen: Verwirrung.
Zum einen trägt dazu die
ständige Kriegsgefahr bei, in der Moskau die westliche Welt hält. Die
Kriegsvorbereitung setzt eine vollständige Anpassung und damit gewissermaßen
eine tiefgreifende Verfälschung der industriellen, kommerziellen und sogar
landwirtschaftlichen Aktivitäten eines jeden Volkes voraus. Diese Anpassung –
die durch die Gefahr absolut notwendig wird – kann nur durch ständige
staatliche Eingriffe in die Wirtschaft erreicht werden. Andererseits bringt diese
Verfälschung Krisen mit sich, die wiederum in der gegenwärtigen politischen
Struktur des Westens nur vom Staat gelöst werden können. Von dort aus übernimmt
der Staat nach und nach die Kontrolle über alles.
Gleichzeitig ist die westliche Welt von den Prinzipien der Französischen Revolution berauscht. Man könnte sogar sagen, dass das Wesen des westlichen politischen und sozialen Denkens die Ideologie der Revolution selbst ist. Diese war, scheinbar liberal, in Wirklichkeit zutiefst sozialistisch. Gracchus Babeuf, der während der Französischen Revolution einen kommunistischen Staatsstreich versuchte, war das logische und letztendliche Produkt der revolutionären Mentalität. Wenn sich also manche christliche Traditionen den Westen noch immer dem Kommunismus entgegenstellen, führen andere, dem Christentum feindlich gesinnte ideologische Strömungen, die tief in die moderne Seele eingedrungen sind, tatsächlich zur totalen Kollektivierung des Lebens. Dieser gleichzeitige Einfluss zweier antagonistischer Doktrinen ist die Wurzel unserer großen Verwirrung.
ÜBERLEGUNGEN AM RANDE DER VERWIRRUNG
Es ist nicht ratsam, hier
ins Detail zu gehen. Wir wissen jedoch, dass der internationale Kommunismus
unsere Schwächen und den Nutzen revolutionärer Ideen für ihn genau kennt. Indem
er das Kriegsrisiko aufrechterhält, weiß er, dass er uns auf dem Weg zum
Sozialismus weit vorantreibt. Dieser Kurs kann ihm nur gefallen. Ist die
Aufrechterhaltung des Risikos nicht eine Strategie, um dieses Ziel zu
erreichen? Jeder, der sich dem Problem direkt stellt, wird versucht sein, dies
zu bejahen…
Eine weitere Überlegung:
Der internationale Kommunismus weiß, dass die Kirche das einzige ernsthafte
Hindernis ist, dem er auf seinem Weg begegnet. Der Vormarsch des mystischen und
sinnlichen Pantheismus ist für jene, die die Kirche stürzen wollen, zweifellos
von großem Vorteil. Noch vorteilhafter ist die Verbreitung verschleierter
Irrtümer unter Katholiken, die manche in den Abgrund der Ketzerei stürzen,
andere entmutigen und verwirren. Wer profitiert, so fragen wir, von der
Verbreitung dieser Irrtümer, vom Schaden, von der Unordnung, die sie überall
säen, von der unbeschreiblichen Schwierigkeit, die sie selbst den treuesten
Dienern der Orthodoxie bereiten? Offenbar der internationale Kommunismus. Ist
es daher nicht gewiss, dass das anhaltende Fortbestehen dieser Verbreitung nur
jenen nützt, die die christliche Zivilisation stürzen wollen?
Es stimmt also, dass in
diesem Bild viel Verwirrung herrscht. Doch es stimmt auch: Wenn wir, anstatt
nach Logik zu suchen, wo keine ist, die Verwirrung als unbestreitbare Tatsache
akzeptieren und uns damit abfinden, jenseits dieser Verwirrung zu argumentieren,
um zu prüfen, wem sie nützt und wohin sie führt, bleibt die Antwort immer
dieselbe. Man könnte sagen, dass der lauwarme und dunkle Hauch des Geistes des
Bösen durch die Welt weht und mit geheimnisvoller Erlaubnis Gottes über
Menschen und Dinge nach Belieben verfügt.
HOFFNUNGEN: „NOLITE
TIMERE“
Dennoch ist hier eine
Reflexion angebracht. Warum appelliert der Geist des Bösen an die Verwirrung?
Weil es in dieser chaotischen und dekadenten Welt, vielleicht sogar an Orten,
die oberflächlichen Beobachtern verborgen bleiben, noch immer viele Seelen gibt,
die das Böse verabscheuen. Denn wenn sich der Teufel verbirgt, um
voranzukommen, dann deshalb, weil er weiß, dass ihm viele den Weg versperren
würden, wenn er offen handelte. Darin liegt der ermutigende Funke des
Augenblicks. Einst entrollten die Heerscharen der Gottlosigkeit im Sonnenlicht
das satanische Motto „écrazez l'Infàme“ (Zerschmettert die Schändliche)(*).
Heute marschieren sie weiterhin siegreich … aber mit eingerollten Fahnen! Das
bedeutet, dass es heute mehr Streiter Gottes gibt, die bereit sind, in der
Stunde der größten Prüfungen zu kämpfen.
Und dieser Lichtstrahl,
der den dunklen Horizont durchbricht, ist nicht der einzige. Inmitten der
Verwirrung der Erde öffnete sich der Himmel, und die Jungfrau Maria erschien in
Fatima, um den Menschen die Wahrheit zu verkünden. Eine strenge Wahrheit der
Ermahnung und Buße, aber eine Wahrheit voller Heilsverheißungen. Das Wunder von
Fatima wiederholte sich beinahe am Ende dieses traurigen und beschämenden
Jahres der Verwirrung in den Augen des Stellvertreters Christi, um zu bezeugen,
dass Gottes Drohungen weiterhin über den Menschen schweben, der Schutz der
Jungfrau Maria die Kirche und ihre wahren Kinder aber niemals verlassen wird.
Wird uns das Jahr 1952 die
schrecklichen Strafen bringen, die in Fatima prophezeit wurden? Wenn sie
eintreten, wird es niemanden überraschen. Die Sünden haben ihren Höhepunkt
erreicht, die Verschwörung des Bösen beherrscht die Erde.
Doch diejenigen, die auf
die Heilige Jungfrau Maria vertrauen, haben allen Grund, nichts zu fürchten.
Wir verlassen das Jahr 1951 und treten in das Jahr 1952 ein mit dem Eindruck,
dass aus Fatima und dem Vatikan die Stimme der Jungfrau Maria in unsere Herzen
dringt: „Nolite timere, pusillus grex“ (Lk 12,32). Fürchte dich nicht, du
kleine Herde.
(*) „Die Schändliche“ Bezeichnung
der Französischen Revolution für die Katholischen Kirche
Doch die Gottesmutter, der
die Aufgabe anvertraut wurde, der Schlange immer wieder den Kopf zu zertreten,
erwirkt für die Kirche – nicht selten in Momenten höchster Not – die
glorreichen Triumphe, die in kurzer Zeit die uralten Pläne Satans
zunichtemachen.
Einen dieser Triumphe erwarten wir als Ausgang der tragischen Krise unserer Tage. Und wieder einmal wird das unsterbliche Rom des heiligen Petrus zum Mittelpunkt des Lebens aller Völker werden. Denn nur mit dem Triumph des Papsttums kann die Welt aus der Dunkelheit, der Verwirrung und der Qual, in der sie sich befindet, erwachen.
Aus dem Portugiesischen „Sob o signo da confusão e da
esperança” in „Catolicsimo“ von Januar 1952
Die deutsche Fassung dieses Artikels „Über die Unschuld
un das Scheitern“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com
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